Todesanzeige

Lisl Weinberger

Scharnitz

16.07.2023

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🖤

18.07.2023

Steh' nicht weinend an meinem Grab,
ich liege nicht dort in tiefem Schlaf.
Ich bin der Wind über tosender See,
ich bin der Schimmer auf frischem Schnee.
Ich bin das Sonnenlicht auf reifem Feld,
ich bin der Regen der vom Himmel fällt.
Steh' nicht weinend an meinem Grab,
ich bin nicht dort,
ich bin nicht tot,
ich bin nicht fort.

Neli

18.07.2023

Liebe Oma,

wenn ma uns ganz, ganz ehrlich sein, dann hasch du scho länger nimma so richtig am Lebn teilgnommen. Und trotzdem isches ganz was anderes, jetzt wo wirklich nimma bei ins bisch. Dei Platzal bleibt leer und in mir hat sich a Regenbogen voll mit unterschiedliche Gefühle aufgspannt.

Traurigkeit und Leere – weil du fahlsch. I kimm ins Haus und dei Platzal isch leer und i frag mi iatz scho a paar Tag: Wia knüpft ma an, ans Leben von „gestern“? Wia macht ma weiter, wenn ma tiaf drin im Herzal woas, dass es koa Zrug mehr gibt? Sie fahln, die immer gleichn Sprich zur Mama und die trockenen Kommentare in Opas Richtung, de nit nur di nit ganz so heimlich lachn ham lassn. Es fahlt, dei Aufblühn und liabe Art, jedsmal wenn in Alexander gsegn hasch. Es fahlt, di in da Kuchl hockn zsegn, wenn ma einikimmt. Es fahlt, zwissn dass du da bisch. DU fahlsch.

Aber da isch a Dankbarkeit – für die schianen Stunden de ma, vorallm als Kind, mit dir ghabt ham. Wia lustig wars, wo da Markus und i bei eich übernachtet ham: i woas es no als wars gestern gwesn, mia ham Peter Steiners Theaterstadl gschaug und uns zabreslt. Mia ham gemeinsam Biskottn gessn und die besten Partien Rummy überhaupt gspielt. Es hat sogoa nachm Zähnputzn no a Betthupferl geben. Fia ins als Kinder woa des herrlich. I bin dankbar, für alles was ma bewusst und vielleicht a ganz unbewusst mitgeben hasch. Du woasch a Madl aus di Berg, a richtigs Naturkind und a Teil vo dem lebt vorallm in da Mama, aber a in mir weiter. Wia gern gea i in di Schwammln oda auf die Berg, wia schian find is wenn die Sunn in am See glitzert, wia gern gspia i in frischn Wind in meine Hoa oda sig es feierroate Alpenglühn – i bin ma sicher, a groaßer Teil davon isch vo dir. Und dann gibs da no ebbas für des i dankbar bin: für die letzte richtige Umarmung de i vo dir griag hab. Des isch scho a paar Joa her: Mama und Papa ham grad Haus baut und i bin nach Scharnitz kemmen und war a bissl traurig. Damals ischs da scho nit so guat gangen und trotzdem bisch herkemmen und hasch mi fest in Arm gnommen, oanfach lei um mi zu tröstn. I bin ma nit sicher, aber vielleicht woa des überhaupt die letzte so richtige Umarmung de jemand vo dir griag hat. Des macht sie unbeschreiblich wertvoll für mi.

In mir wirbeln aber no viel mehr Gefühle…

I bin froh: darüber, dass du selba entscheidn hasch kennen, dass es iatz Zeit isch zum Gian. Froh, dass dahoam sein hasch darfn, in deine eigenen vier Wänd. Dass nit weh ghabt hasch und nia alloan warsch. I bin froh, dass ma alle noamal bei dir gwesn sein und dass a du Zeit ghabt hasch di vo ins und vo dem Leben da zu verabschiedn. Am Samstag bin i a Zeitl bei dir ghockt, du hasch zwoa nix mehr gsag, aber mia ham ins tiaf in die Augn gschaug und du hasch mei Hand druckt, als wollasch ma sagn, dass es in Ordnung isch und dass du woasch wia gern i di hab. Und dass mi a lieb hasch. Der Moment hat sich für ewig in mi einbrennt.

Zu all dem bin i a no glücklich. Glücklich, dass i di so lang als Oma ham hab darfn und dass da Alexander sei Uroma kennenglernt hat. A wenn er sich vielleicht nimma dran erinnern weat, aber es gibt Fotos vo eich und i kann iam dann erzähln, wia gern du iam ghabt hasch. Dass er da – a wenn da nit zum Lachn war – immer a Lächln abgerungen hat. Dass du an seim erstn Geburtstag unbedingt mitfeiern und iam auf deim Schoß hockn ham wolltesch. Dass er da Sonnenschein in deine letzten Joa woa - weil des woa er ohne Zweifel.

Und zu guter Letzt isch da ganz viel Hoffnung: dass es dia, da wo iatz bisch, besser geht. Dass du glücklich bisch und vorallem frei. Frei, ganz du selba zsein. Aber a die Hoffnung, dass all dejenigen wiedergsegn hasch, de du scho lang vermissn hasch miasn und dass a mia ins irgendwann wieder lachend in die Arme schliaßn kennen.

Bis dahin wea i mitm Alexander ganz oft in Nachthimmel auischaugn und dabei wean ma fest an di denkn. Und vielleicht lassch dann dei Sterndal bsundas hell für ins leichtn.

Neli